Donnerstag, 2. Dezember 2010

"Tickst" du noch richtig?



von Leon Strelow
Eine Revolution steht bevor.
Zumindest dann, wenn sich die Erkenntnisse der Psychiatrieprofessors Manfred Spitzer durchsetzen sollten: Weg von Büffeln und Pauken! Nieder mit Prüfungen und Stress! „Das Gehirn lernt immer“, behauptet Spitzer, „Es ist ein verbreiteter Unsinn zu glauben, man könne seine Zeit einteilen in Perioden des Lernens und Perioden der Freizeit.“
















Spitzer hat an der Universität Ulm das Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen gegründet. Nach Spitzers Erkenntnissen ist das Ausmaß des Behaltens von Material, also der Erfolg des Lernens davon abhängig, wie sehr wir uns dem Material zuwenden. Um dies zu ermöglichen sieht Spitzer eine Arbeitsatmosphäre vor, in der sich der Schüler wohlfühlt und nach Möglichkeit vom Lehrer unbeobachtet fühlt. Es darf kein Leistungsdruck beim Schüler entstehen und das zu Lernende muss für persönlich als bedeutsam erachtet werden. Der Lehrer soll zum Lerncoach umfunktioniert werden und fungiert als Begleiter von Lernprozessen. Ziel ist es also den Schüler zur eigenständigen Aktivität zu ermuntern.

Sind das revolutionäre Erkenntnisse? Nur weil wir einen neuen Transmitter im Gehirn entdecken, wissen wir immer noch nicht, wie wir Mathematik besser vermitteln können, kritisiert die Psychologieprofessorin Elsbeth Stern. Und guter Unterricht müsse weiterhin auch pädagogisch begründet werden, sagt Lehrer Meyer aus Troisdorf. In Troisdorf nehmen 22 Schulen bereits an dem Modellprojekt „Selbstständige Schule“ teil. Die Schüler konnten selbst entscheiden, wie sie den Lehrstoff bearbeiten, ob als Textanalyse, Vortrag, Comic oder gar als gemaltes Bild. Die Unterrichtsgestaltung sei nicht einfach, so Irene Arlt, eine Grundschullehrerin. „Hier wurden auf einmal keine Diktate mehr geschrieben und ich konnte mich nicht mehr an meinen Schulbüchern entlanghangeln.“ Dennoch nehmen 400 Troisdorfer Lehrer an einer Weiterbildung zum Lerncoach teil. Dieser soll Lernorte strukturieren, Lernanlässe schaffen, Schüler anregen, aus etwas Fremden etwas Eigenes zu machen, offene und bedürfnisgerechte Arbeitsformen zulassen. Der eigentliche Unterricht wird dann von den Schülern selbst gestaltet, der Lehrer begleitet den Prozess und hält sich weitestgehend raus. Ob das Projekt den gewünschten Erfolg erzielt, bleibt abzuwarten. So ist die Verbesserung des Schulsystems sicherlich eine löbliche Maßnahme, die hier aktiv und erfrischend anders angegangen wird. Allerdings muss man sich die die Frage stellen, ob Schule ganz ohne Leistungsdruck überhaupt möglich ist, wie man Leistungen nach dem Modell einschätzen will und was überhaupt die Schüler, davon halten…
(entnommen aus: http://www.forum-schule.de/fs27/titel/reportage/)

2 Kommentare:

Leon hat gesagt…

Sehr Interessant.

Tobias G. hat gesagt…

der artikel ist gut aber ich denke nichts für mich ;D