Dunkel ist es es im Forum der Gesamtschule Hardt, nur die Bühne ist in mystisch-blaues Licht getaucht. Auf der Bühne steht Nicole Zmyslinski an eine Leiter gelehnt. Sie wirkt niedergeschlagen, verloren, unsicher, alleingelassen. „Und kann mir einer mal verraten, wieso wir sind, wie wir sind. Das Leben -“. Sie stockt, verdreht dann die Augen. Aus dem Publikumsraum, der mit Tischen und Stühlen gefüllt ist, ist Herr Schuberts Stimme zu hören: „Gut, das war doch gut. Mach nochmal. Und fang dann sofort bei Ich werde lächeln an.“
Was hier vor sich geht ist klar: Theater wird gespielt. Schon seit mehreren Wochen bereitet sich der 12er Literaturkurs mit Eifer auf die beiden Aufführungen von „Frühlings Erwachen“, dem bekanntesten Theaterstück von Frank Wedekind, vor. Es ist das erste Stück des 1864 in Hannover geborenen Schriftstellers, der es nie selber aufgeführt sah: Lange Zeit schien das Stück für die Bühne ungeeignet, vor allen Dingen wegen der harschen Gesellschaftskritik und der offensichtlich sexuell-sadomasochistischen Vorkommnisse, die unter den Kindern und Jugendlichen eines Dorfes im Stück passieren. Vielleicht ist es gerade deshalb für Schüler relevant und interessant.
Unter den Zwölfern laufen indes die Vorbereitungen auf Hochtouren. „In unserem Kurs läuft das letztendlich wie bei einem richtigen Theater“, erzählt Benedikt Päffgen. „Wir brauchen ein Bühnenbild, Requisiten, Kostüme. Also letztendlich stellen wir ein ganzes Konzept für eine Inszenierung auf die Beine.“ All diese Aufgaben wurden in den letzten Wochen an Gruppen des Kurses verteilt und sind nun im Entwicklungsprozess. Ebenfalls selbst erarbeitet ist die neue Fassung des Textbuches. „Wir haben gekürzt, hinzugefügt, viel geändert - immer da, wo es uns nötig und sinnvoll erschien“, erzählt Nicole. Sie selbst hat einen großen Teil des für Schüler sperrigen Originaltextes bearbeitet und sich während dieser Arbeit viel mit dem Stück und seinen Charakteren auseinandergesetzt: „Es geht halt um Menschen, die von ihren Problemen in den Tod getrieben werden - egal ob das jetzt der wirkliche Tod ist oder ein psychisches Kaputtgehen.“ Auch Herr Schubert, der anfänglich die Stückauswahl vorgenommen hat, findet genau das interessant. „Alle verlieren, das ist entscheidend. Die scheinbar 'unanständigen' Jugendlichen im Stück verlieren mit Würde, bei den ach so 'anständigen' Erwachsenen sieht das aber ganz anders aus. Die interessanteste Frage ist vielleicht: Macht das - also das Stück - heute noch irgendeinen Sinn?“ Diese Frage muss jeder, der sich das Stück am 17. oder 18. Juni anschaut, selber beantworten. Insofern ist die Aufführung des Literaturkurses ein Experiment, auf das man sich einlassen sollte. Lohnen wird sich der Besuch auf alle Fälle - bei den ersten Proben war das Schülermagazin für euch dabei und konnte sich selbst vom Können der Schauspieler überzeugen. Wir meinen: Absolut sehenswert!
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Foto: Literaturkurs 12, Gesamtschule Hardt
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