Mittwoch, 2. März 2011

War früher alles besser?

Früher war alles besser! Ein Spruch den wohl jeder schon einmal gehört hat und besonders die Jugend. Wir alle kennen das wohl, man sitzt mit seinen Großeltern zusammen und darf sich zum wiederholten Male anhören, wie viel besser es doch früher war. Doch war es das wirklich? Oder ist es einfach nur anders gewesen. 
 Die Jugend lässt die Kultur verkommen, dies ist leicht zu sagen und eben so einfach ist es, sich auf Vorurteile zu stützen. Synonyme wie z.B "Null-Bock-Generation"1 begegnen den Jugendlichen doch fast täglich. Stellt sich nun also die Frage: „Kämpft die Jugend nur mit Vorurteilen oder steckt auch ein Stückchen Wahrheit in Ihnen?" 
Theaterbesuche werden durch Discogänge ersetzt, aus harter Arbeit wird der Verlass auf Hartz ersetzt durch Autoren wie Stephanie Meyer oder J.K. Rowling. Doch kann man es sich wirklich so leicht machen? Oder sollte man sich nicht zuerst einmal fragen, was ist Kultur? (1)


Als Kulturwesen schafft sich der Mensch seine Kultur selbst. Seine Umwelt beeinflusst ihn jedoch dabei, denn nur wer offen für neues ist und bereit kreativ aktiv zu werden, kann Kultur schaffen.(2) Wenn der Mensch sich laut dieser Definition nun seine Sitten selbst schafft, so kann man auch nicht sagen die Jugend lässt die Kultur verkommen. Sie kreiert sich ihren eigenen Lebensstil, welcher auf die Interessen der Jugendlichen abgestimmt ist. Die so entstandene neue Jugendkultur ist der Versuch, sich in der bereits bestehenden Lebensart der Erwachsenen zu etablieren. Dies muss man sich eingestehen, zugleich muss man aber auch sehen, dass sich das Weltverständnis und die Interessen stark verschoben haben. 
Während man früher gerne das Theater besucht hat oder die Musik der Zeit hörte, so wurden die Theatergänge durch das Kino oder schlichtweg durch die DVD ersetzt. Dieser Wandel geht nicht nur von der Jugend aus, sondern auch von der Technik, die sich stetig weiterentwickelt. Doch kann man dies der neuen, heranwachsenden Generation wirklich vorwerfen? Nein es wäre ungerecht, denn sie gehen nur mit der Zeit und machen sich neuen technischen Entwicklungen zu Eigen. 

Auf der anderen Seite schaffen sie sich so aber auch eine Abhängigkeit und sei es nur die Bedingtheit eines Handys. Doch diese Unfreiheit betrifft nicht nur die neue Generation sondern auch die vorrausgegangenen. Welcher Geschäftsmann kann es sich denn heute noch erlauben, kein Handy mehr zu besitzen? Genau hier liegt aber auch der Unterschied, denn viele Erwachsenen nutzen das Handy hauptsächlich für berufliche Zwecke. Hingegen hat das Handy beim Nachwuchs einen sozialen Aspekt. Durch die neuen Smartphone wird auch noch ein ganz anderer Hype ausgelöst, man kann sein Leben veröffentlichen. Durch den Internetzugang des Handys ist es leicht zu jeder Zeit und an jedem Ort das neueste über sich und sein Leben zu „posten". Für viele Jugendliche ist ein Leben ohne Internet kaum noch vorstellbar - doch dies ist nicht allein das Problem der jungen Generation. Auch bei immer mehr Erwachsenen erlangt das Internet einen viel höheren Stellenwert. 



Auch veränderte Gewaltbereitschaft wird in der heutigen Zeit viel mit Jugendlichen in Verbindung gebracht. Die Nachrichten berichten immer wieder davon, dass wieder eine Gruppe Jugendlicher einen Menschen zusammen geschlagen hat. In den Medien wird das Thema Jugend und Gewalt immer wieder aufgegriffen und heraus gehoben. Ist es nicht so, dass negative und schockierende Meldungen die Aufmerksamkeit stärker auf sich ziehen als positive? Fakt ist aber, dass die Jugendkriminalität in Deutschland zurückgegangen ist. Doch warum hat es eher den gegenteiligen Anschein? Früher sind zwar mehr Straftaten begangen worden, jedoch waren sie früher weniger gewaltsam. Immer mehr Fälle von Straftaten besonders von Körperverletzungen enden für die Opfer mit schweren Verletzungen wenn nicht sogar tödlich. 

Ein Aktuelles Beispiel hierfür ist der Fall von Marcel M. Der in einer U-Bahn Station in Berlin zusammen geschlagen wurde. Im entsprechenden Bericht des Nachrichtenmagazins RTL-Aktuell vom 23.02.2011 wird die Frage nach dem Warum gestellt. Warum werden Jugendlich zunehmend gewaltbereiter. Der Kriminologe Christian Pfeifer spricht von dem „Ausbruch einer Winner Loser Kultur" (3) und davon, dass „Bildungsmäßig nicht das erreicht wurde, was Chancen vermittelt"(3). Er bezieht seine Aussagen nun speziell auf Berlin, doch werden oft solche Erklärungsansätze auch anderer Orts verwendet. Natürlich haben es Kinder und Heranwachsende aus Brennpunkten und sozial schwächeren Familien schwerer und kämpfen oft mit Mobbing in der Schule. Auch das Bild, was die Kinder und Jugendlichen von ihren Familien vermittelt bekommen, beeinflusst das Jungvolk doch stark. Nichtsdestoweniger macht man es sich so zu leicht. 
Das Sprichwort „Jeder ist seines Glückes Schmied" passt hier doch hier wie die Faust aufs Auge. Jugendliche sind für ihre Zukunft doch eigenverantwortlich. Gerade wenn man aus sozial schwächeren Bezirken kommt ,sollte man doch daran arbeiten, dass man es einmal besser hat. Die Aussage von Christian Pfeifer: „Bildungsmäßig ist nicht das erreicht wurde was Chancen vermittelt“(3) ist doch nur bedingt tragbar, ist es nicht jedem selbst überlassen was er aus sich macht. Jedem Kind und Jugendlichen wird es doch ermöglicht, nein es ist sogar Pflicht 10 Jahre die Schule zu besuchen. Wie der Schüler am Ende abschneidet liegt doch in seinem eigenen Ermessen. 
In den Nachrichten werden doch meist nur die negativen Seiten heraus gehoben. Die schwarzen Schafe an den Pranger gestellt und nur wenige positive Seiten an der nächsten Generation Erwachsener blitzt durch. Gab es nicht in jeder Generation „Schwarze Schafe" über die sich die älteren aber gleichaltrige aufgeregt haben. 

Gerade angesichts unserer deutschen Vergangenheit muss man als Jugendlicher heute doch ehrlich und laut sagen: Liebe Oma und lieber Opa: Früher war es definitiv nicht besser! 


Zeiten ändern sich und jeder hat seine Chance verdient, denn auch früher war es nicht besser sondern nur anders. Auch wenn es schwerfällt sich vom Alten zu lösen und sich auf Neues einzulassen, so ist es an der Zeit auch mal die Jugend ran zu lassen, in sie zu vertrauen, gesammelte Erfahrungen zu teilen, aber auch dem Nachwuchs die Möglichkeit zu geben, seinen Erfahrungen zu machen und ihre eigene Subkultur auf den Grundlagen der Erwachsenen Kultur zu erbauen. 

Quellen: 
1. Interview mit dem Jugendforscher Hurrelmann "Keine Null-Bock-Haltung" (ARD-Themenwoche vom 14. bis 21. April 2007) http://www.ard.de/zukunft/kinder-sind-zukunft/kinder-sind-hellwach/interview-mit-jugendforscher-hurrelmann/-/id=520626/nid=520626/did=529708/9n9n7v/index.html
2. Vgl. Werner Loch; in: Erich Weber 1976
3. Zitiert aus dem TV-Bericht des Nachrichten Magazins „RTL-Aktuell“ vom 23.02.2011 (Aussagen des Kriminologe Christian Pfeifer

1 Kommentar:

Redaktion hat gesagt…

Danke für die Verteidigung unserer (Schülerzeitungs-)Generation!