Dienstag, 27. September 2011

Braunkohle- Ein Gift für die Umwelt

Das Kohlekraftwerk Weisweiler
Der Stromverbrauch steigt stetig. Damit dieser Bedarf gedeckt werden kann, muss er erstmal über verschiedene Energiequellen gewonnen werden. In Deutschland wird da vor allem auf die Braunkohle gesetzt. Obwohl die Verbrennung von Braunkohle die umweltschädlichste aller Energiequellen ist, ist sie gerade jetzt nach dem geplanten Ausstieg aus der Atomkraft wieder hoch im Kurs. Der Grund: Erneuerbare Energien seien angeblich noch nicht ausgereift genug. Doch wie kam es in Deutschland eigentlich zu dem starken Abbau von Braunkohle?


Angefangen hat alles Ende des 17. Jahrhunderts, wo man erstmals entdeckte, dass Kohle auch brennbar ist und somit zur Energieerzeugung genutzt werden kann. Dazu wurde eine torfähnliche Substanz, genannt Turf, abgebaut und im Sommer getrocknet, worauf sie verbrannt werden konnte. Konkurrenzfähig wurde die Braunkohle allerdings erst 1877, während der industriellen Revolution. Ab dem Jahre 1905 erlebte die Braunkohle einen starken Aufschwung und der Abbau stieg bis zum Jahre 1914 von 5 Millionen auf 17,4 Millionen Tonnen. Dennoch hatte die Braunkohle noch stark mit der wesentlich billigeren Steinkohle zu kämpfen. Während der Weltwirtschaftskrise im Jahre 1930 und dem zweiten Weltkrieg ging der Abbau leicht zurück, erholte sich dann aber schnell wieder. Seinen Höhepunkt erlebte die Braunkohle 1950. 

Im selben Jahr wurde auch der Abbau im Rheinischen Braunkohlerevier beschlossen, welches heute eines der drei größten Abbaugebiete Deutschlands ist. Gleich vier Kraftwerke sind in diesem Gebiet bereits in Betrieb, ein weiteres befindet sich momentan im Bau. Dazwischen klafft ein riesiges Loch: der Tagebau. Dort wird die Kohle von sogenannten Schaufelradbaggern abgebaut und über Rollbänder zu den umliegenden Kraftwerken transportiert, wo sie schließlich verfeuert werden. Das Problem dabei: Dort, wo jetzt die Bagger graben, waren Dörfer.


Eines dieser Dörfer ist Garzweiler. Schon vor knapp 25 Jahren begann man hier mit der Umsiedlung. Das blieb allerdings nicht ohne Widerstand (siehe Foto). 
Nur drei Jahre nach dem Beschluss kamen die ersten Einwände der Stadt Garzweiler, die sofort abgelehnt wurden. Zwei weitere folgten ein paar Jahre später: Vergebens. 1988 wurde alles abgerissen. Ein Jahr später folgte auch die Kirche. Nur die Orgel, Fenster und Taufbecken blieben dem neuen Dorf erhalten. Selbst der verlassene Friedhof musste den Baggern weichen. Die Gräber wurden mitsamt seinen Bewohnern umgesiedelt. 60 % der damaligen Bewohner zogen in das umgesiedelte Dorf um. Heute, 25 Jahre danach, leben in (Neu-)Garweiler natürlich auch Einwohner, die dazugezogen sind und nichts mit der Umsiedlung zu tun haben.


Vergessen ist die Geschichte von Garzweiler desshalb aber längst nicht. Bei einem Besuch in Garzweiler trafen wir Reinhardt Wilms, der uns von seinen Erfahrungen von der Umsiedlung erzählt hat.


Reinhardt Wilms (rechts) hat die Umsiedlung von Garzweiler am eigenen Körper miterlebt. Da Er schon seit Geburt an in dem kleinen Dorf wohnt, war es für ihn damals ein schwerer Schritt, sich von seiner alten Heimat zu trennen. Und da war er natürlich nicht der einzige. Den meisten anderen Dorfbewohnern ging es genau so. Man kannte sich untereinander, die ganze Familie kannte nur das Leben in dem Dorf. Mit der plötzlichen Erfahrung, das alles für immer zu verlieren, mussten viele ersteinmal zurechtkommen...
...Auf dem Weg in den Keller zeigt uns Herr Wilms seine Bildersammlung. Die Umsiedlung von Garzweiler hat ihn sehr beschäftigt. Zeitungsartikel, Fotos, Skizzen, Gebäudeabbildungen. Hier hat Herr Wilms alles zusammengetragen, was er mit der Umsiedlung verbindet...
 Das alte Ortsausgangsschild von Garzweiler und....
...das neue Ortsschild vom umgesiedelten Garzweiler, was aber auch nicht mehr aktuell ist. Heute heißt es nur noch Garzweiler, da die Bewohner den Namen Neu-Garzweiler nach 25 Jahren etwas unpassend fanden.
Hier zeigt uns Herr Wilms Erinnerungsfotos vom alten Garzweiler. Heute ist der Dorfbewohner durchaus zufrieden mit der Planung und Umsetzung des neuen Dorfes. "In Altgarzweiler waren 10 % der Bewohner prominent, heute sind es 90 %," witzelt er. Dass Garzweiler im Vergleich zu anderen umgesiedelten Dörfern im Umfeld so lebendig wirkt, lässt sich vor allem auf die Planung zurückführen. Durch die genaue Simulation der Häuser konnte das Dorf so wieder aufgebaut werden, dass es nicht gestellt und künstlich wirkte. Natürlich liegt das zum großen Teil auch an dem langen Zeitraum, der seit der Umsiedlung vergangen ist, da in diesem Zeitraum zum Beispiel viele Bäume gewachsen sind.


Atomkraft ist zu riskant und fabriziert zu viel radioaktiven Müll, Windräder sind zu laut und erzeugen einen sogenannten Diskoeffekt, dafür sind sie umweltfreundlich. Jede Energiequelle hat seine Vor- und Nachteile. Auch die Braunkohle. Zwar liefert die Braunkohle einen hohen Ertrag, aber das ist eigentlich auch schon der einzige Vorteil. Dafür ist die Braunkohle die umweltschädlichste aller Energiequellen, sie ist im Gegensatz zu erneuerbaren Energien nur begrenzt verfügbar und im Hinblick auf die Standorte sehr unflexibel, da nur in Gebieten mit Kohle abgebaut und verbrannt werden kann. Und dann brauchen Abbaugebiete natürlich noch den nötigen Platz, wobei schonmal ganze Dörfer umgesiedelt werden müssen. Trotzdem baut die Bundesregierung weiter auf Braunkohle, was meiner Meinung nach der falsche Weg ist. Es ist schon jetzt möglich, die Braunkohle in kürzester Zeit nach und nach durch erneuerbare Energien zu ersetzen. Wenn die Möglichkeiten da sind sollten sie auch genutzt werden.
  
Quellen: Foto "Ja zur Heimat": http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/24/HolzweilerStop.jpg (Urheber: Bodoklecksel)
Fotos Garzweiler: © Reinhardt Wilms


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